Kristina Gödde

Meine Arbeit trägt den Titel „bu kadin“ (türk.: „das ist eine Frau“/ „diese Frau“). Sie ist die Dokumentation einer Performance, die ich zum ersten Mal anlässlich der Ausstellung „Dostluk Maçı- Freundschaftsspiel“ in Istanbul aufgeführt habe. Das Video in seiner jetzigen Form ist von 2008.
Die thematischen Schwerpunkte der Arbeit sind eng mit „Drama“ des Gender verknüpft, obwohl sie stark von meinen persönlichen Erfahrungen als Frau während eines einjährigen Studienaufenthaltes in Istanbul ausgehen.
In meiner künstlerischen Praxis setze ich mich immer wieder mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinander. Zentraler Aspekt dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper und dessen Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen und Gesellschaften, speziell in Istanbul. Grundlegend waren für mich vor allem das Wechselspiel von Verhüllung als Gefängnis und Zwang, aber auch als Schutz und Versteck, sowie das damit verbundenen Verhältnis von Privatheit und Intimität zu Öffentlichkeit. Damit verbunden ist für mich auch die Mystifizierung des weiblichen Körpers. Meine Erfahrungen als auffällige, nicht-türkische Frau allein in Istanbul
werden in der Performance dahingehend reflektiert und eingesetzt, dass tradierte Assoziationen, Einschreibungen und Sehgewohnheiten auf den weiblichen Körper aufgenommen und in überspitzter Weise bildhaft umgesetzt und dargestellt werden. Durch das Kostüm und die Bewegung entstehen skulpturale Formen, die in ihrer Reduziertheit Assoziationen alter Mythen, wie den der Hexe, und jüngeren, wie den der komplett verhüllten Frau hervorbringen. Ich setze mich so mit der Tabuisierung weiblicher Reize als ein globales Phänomen auseinander. In diesem Sinne ist die Performance auf die spezielle Situation der Frauen in der Türkei bezogen, einer Nation, die im permanenten Spannungsfeld zwischen Tradition und islamischer Religion einerseits und Sekularität, Moderne und Kosmopolität andererseits steht. Die Thematik der Arbeit beschränkt sich auf einen türkischen Kontext. Der Umgang mit dem weiblichen Körper, die negativen Assoziationen mit seiner Sexualität (auch im sozialen Sinne), sowie die unterschiedlichen
Ansichten verschiedener Kulturen sind ein globales Thema. Gerade im Alltag von Berlin,
einer Stadt in der viele Kulturen und Gesellschaftsformen auf engem Raum zusammenleben ist die Thematik meiner Arbeit von großer Relevanz.

Kristina Gödde

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